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Die Vergesellschaftung von Degus ist in den meisten Fällen immer möglich, natürlich kommt es dabei auf den Charakter, die Sympathie, das Alter und Geschlecht der Degus an.
Das soziale Verhalten von Degus bei Gruppenzusammenführungen (Vergesellschaftung) gut zu beobachten.
Aufgrund der Rang- und Revierordnung dürfen neue Tiere nicht einfach zu vorhandenen Tieren dazu gesetzt werden, die bestehende Gruppe verteidigt ihr Revier gegen Eindringlinge vehement. Man benötigt einen bestimmten Ablauf, Geduld und Ruhe damit die Vergesellschaftung klappt.
Degus aneinander zu gewöhnen ist aufwendig und sollte nur unter Zuhilfenahme von erfahrenen Deguhaltern versucht werden.
Schnelle Zusammenfassung:
Es wird empfohlen, dass die zu vergesellschaftenden Degus nicht mehr als 6 Monate Altersabstand zueinander haben und Jungtiere (unter 1 Jahr) immer zu zweit sind, d. h.:
Jungtiere
Als einfacher wird die Vergesellschaftung von Jungtieren untereinander bis zur Geschlechtsreife beschrieben. Diese haben noch kaum Rudelgeruch, sie haben noch keinen festen Rang und finden sich schnell zusammen. Jungtiere bis ca. 3 Monaten können also relativ schnell untereinander vergesellschaftet werden.
Jungtiere können für ausgewachsene ältere Degus sehr anstrengend sein, somit besteht das Risiko, dass die Gruppe sich zerstreitet, daher gilt:
Jungtiere sollten immer zu zweit in eine neue Gruppe kommen - oder - es muss mindestens ein Degu, dass maximal 6 Monate älter ist in der neuen Gruppe vorhanden sein.
Vergesellschaftungen in der Pubertät
Bei Degus wird die Pubertät zwischen 5 Monaten bis ca. 1,5-2 Jahren geschätzt. In der Fachliteratur wird werden sie als Jugendliche zwischen 7-58 Wochen alt bezeichnet. In dieser Zeit, neigen viele Degus zu Rangkämpfen die durchaus mit schweren Verletzungen enden können. Jungtiere können sowohl Erwachsene Tiere angreifen als auch von diesen angegriffen werden. Oft hilft hier nur noch ein Trenngitter für Wochen/Monate.
Eine Vergesellschaftung in dieser Zeit ist dennoch möglich! Aber - der Halter muss viel Geduld, Ruhe und Zeit mit sich bringen.
Die richtige Partner Wahl
Auch bei Degus zählen die Sympathiewerte, die Charaktere der Degus sollten zusammenpassen und das Alter bei einer Zweierhaltung nicht zu weit auseinander liegen. Es gibt sowohl liebe, zutrauliche, unterwürfige Degus als auch Charakterstarke die keine anderen dominanten Degus in ihrem Revier dulden und diese mit aller Stärke vertreiben/wegbeißen.
Nicht alle Degus passen zusammen, wenn sie sehr aggressiv aufeinander reagieren und überdeutlich eine Abneigung gegen den neuen Partner zeigen, dann sollte überlegt werden die VG abzubrechen.
Vor der Vergesellschaftung
Neue Degus, welche in eine bestehende Gruppe vergesellschaftet werden sollen, gehören vorab für mindestens eine bis zwei Wochen in Quarantäne (Testen auf Giradien etc.). Die Degus können Krankheitskeime in sich tragen, die in der vorhandenen Degu Gruppe nicht vorkommen. Durch Nichteinhaltung der Quarantäne hat sich leider schon so mancher Degubesitzer schlimme Krankheiten in die Gruppen geholt. Degus aus unbekannter Herkunft (Fundtiere) sollten Tierärztlich untersucht werden und ebenfalls in Quarantäne gehalten werden. Jungtiere sollten nicht in Quarantäne gehalten werden, mindestens ein erwachsener oder bereits vorhandener Degu sollte ihnen Gesellschaft leisten. Im Zweifelsfall durch ein Gitter getrennt.
Nur wenn man wirklich sicher gehen kann das die Tiere gesund sind und noch keine Krankheiten aufgetreten sind, können sie sofort vergesellschaftet werden.
Trenngittermethode
Die Degus werden per Gitter voneinander getrennt um sie auf längere Zeit hinweg aneinander zu gewöhnen. Ebenso wird diese Methode auch bei Degus die schon vergesellschaftet waren und sich gestritten haben, oder wegen Krankheit getrennt waren, eingesetzt um sie wieder aneinander zu gewöhnen. Auch bei Degus die sehr dominant oder angriffslustig sind hat sich das Trenngitter bei mir bewährt. Der Käfig wird so getrennt, dass die Degus genügend Platz behalten aber sich dennoch sehen, riechen aber nicht erreichen können. Die Degus müssen ausreichend Raum haben um sich zurückziehen zu können und um am Gitter interagieren zu können.
Nach den ersten Tagen oder Wochen am Trenngitter wird die Situation beurteilt. Verhalten sich die Degus ruhig und ohne Aggressionen am Trenngitter, können weitere Schritte in Angriff genommen werden.
Probleme in der bestehenden Gruppe
Selten kommt es vor, dass sich die bestehende Gruppe zerstreitet sobald die/der neue Degu am Trenngitter vorgestellt wird. Wenn die bestehende Gruppe sich blutig beißt, muss das Trenngitter durch einen Sichtschutz verschlossen werden. Erst wenn in der bestehenden Gruppe wieder Ruhe herrscht, kann es erneut probiert werden.
Geruchsverbindung
Etwas Einstreu, das Schlafhäuschen, das Sandbad oder Einrichtungsgegenstände werden alle paar Tage von einer Seite zur anderen gewechselt. So nehmen sie den Geruch der Anderen an und verschmelzen mit der Zeit zu einer Gruppe (geruchsbezogen). Bei friedlichen oder jüngeren Degus kann es sogar ausreichen aus nur täglich die Sandbadewannen zu tauschen, damit die Tiere einen ähnlichen Geruch bekommen.
Seitentausch
Etwas weiter als nur der Tausch der Einrichtungsgegenstände geht der Seitentausch der Degus. Dies bedeutet, dass ca. wöchentlich (je nach Verhalten der Tiere) die Gruppen die Käfigseiten tauschen. Der Seitentausch wird nur empfohlen, wenn die Tiere handzahm sind und sich einfach fangen lassen.
Sollte nach dem Seitentausch eine starke Aggression am Gitter oder innerhalb der bestehenden Gruppe gezeigt werden, sollte auf den Seitentausch verzichtet werden und wieder Einrichtungsgegenstände getauscht werden. Der Seitentausch sollte nicht öfter als 2 Mal die Woche stattfinden um den Stress einer neuen Umgebung zur reduzieren.
Negatives Verhalten
Wenn sich die Degus durch das Gitter angreifen wollen, das Fell stark sträuben und aggressiv wirken (lautes Gepiepe, Bisse in das Gitter, bösartiges Schwanzwedeln), dürfen die Gruppen keinesfalls zusammengelassen werden. Es kann einige Wochen, sogar Monate dauern, bis sie sich beruhigen. In den meisten Fällen reichen jedoch ca. vier Wochen Einrichtungstausch und Trenngitter aus.
Positives Verhalten
Sobald sich die Degus auf beiden Seiten am Trenngitter friedlich verhalten, d.h. kein Schwanzwedeln, Gezwitscher, nebeneinandersitzend, gegebenenfalls ignorieren und keine Aggressionen zeigen, können sie unter Beobachtung zusammengesetzt werden. Hierfür entweder den/die neuen Degus in die bestehende Gruppe/Käfigseite setzen oder das Trenngitter entfernen. Es dürfen keine Bisse in Richtung Hals/Bauch stattfinden, ebenso dürfen sie sich nicht in eine Kugel verwandeln. Rangkämpfe auf den Hinterbeinen und Tritte müssen toleriert werden, sollten jedoch beobachtet werden und dürfen nicht dauerhaft stattfinden. Die Degus sollten immer wieder aufhören und sich anderen Dingen widmen z.B. fressen, herumlaufen etc. Die ersten Stunden müssen die Degus beobachtet werden.
Rangordnung
Degus haben eine strenge Gruppenhierarchie die klar geregelt ist. Die Rangordnung wird bei Degus immer wieder ausgefochten, daher wird es sowohl bei Weibchen als auch bei Männchen immer wieder zu Rangordnungskämpfen kommen, diese sind aber völlig normal und laufen "meist" ohne größere Verletzungen ab, z. B. durch gegenseitiges Boxen, Aufreiten und Nachjagen der Tiere untereinander.
Sollten stark blutende Wunden vorkommen oder den unterlegenen Degu von dem Stärkeren dauerhaft attackiert werden, dann ist der Deguhalter gefragt. Eine kurzzeitige Ablenkung voneinander z.B. durch ein neues Spielzeug im Käfig könnte für ein entschärfen der Situation sorgen.
Trennt man die Degus jedoch zu früh - rausnehmen und in einen anderen Käfig setzen - dann können sie sich komplett entfremden und müssen eventuell neu vergesellschaftet werden. Es könnte ebenfalls dazu beitragen das diese Degus sich dann nie wieder vertragen. Deshalb ist es nicht ratsam, streitende Degus für ein paar Tage getrennt voneinander unterzubringen. Der Halter sollte nicht künstlich in die Rangordnung eingreifen.
Revierverhalten
Revierverhalten bedeutet, dass der Platz, den ein Degu für sich beansprucht gegen andere nicht der Gruppe zugehörigen Degus verteidigt wird. Dies kann sowohl harmlos als auch aggressiv ablaufen.
Daher wird eine Vergesellschaftung immer im Käfig durchgeführt, hier vermischen sich die Tiergerüche und es kann ein neues gemeinsames Revier gebildet werden.
Der Auslauf auf neutralem Boden wird nicht empfohlen da durch das neue Revier schnell Kämpfe entstehen können die die meisten Halter nicht rechtzeitig erkennen, dies kann zu schweren Verletzungen führen. Durch das neue Revier „den neutralen Boden“, muss nicht nur die Rangfolge geklärt werden sondern auch der Anspruch auf das Revier, daraus folgen unnötig viele Kämpfe und damit verbundener Stress.
Auf Neutralem Boden sind beide Gruppen/Einzeltier fremd, daher kann es hier kurzfristig so aussehen, als wenn beide Gruppen nun vereint sind. Dies täuscht jedoch! Sobald die Gruppe gemeinsam in den Käfig gesetzt wird, ist die neue Gruppe/Einzeltier ein Eindringling und wird erbittert gejagt.
Sollte man bereits die Degus am Trenngitter haben und dann beschließen sie auf neutralem Boden zusammen zu setzen, kann es passieren, dass sich die Degus durch die Revierkämpfe wieder entfremden und man komplett von vorne anfangen muss.
Daher bitte niemals auf neutralem Boden eine Zusammenführung (Vergesellschaftung) versuchen.
Wann muss man in einen Kampf eingreifen? Mehr dazu hier
Solange die Degus während den Vergesellschaftungsversuchen, nicht länger als 5 Sekunden als Fellknäuel zusammensitzen und sich beißen, sollte nicht eingegriffen werden, danach jedoch sofort.
Das heißt: getrennt wird erst bei Bissen in Hals oder Bauchregion.
Nicht mit der Hand dazwischen greifen! – die Degus sind meistens so in Rage das sie vor lauter Aufregung in alles beißen was ihnen zu nahe kommt – und ein Degus Biss ist sehr schmerzhaft. Mit einem Stück Pappe oder einem Hausschuh kann man gut dazwischen gehen und ein Degu rausnehmen sobald sie sich voneinander entfernen. Anpusten ist teilweise ebenfalls erfolgreich, dadurch lassen die Degus kurz voneinander ab und man kann sie trennen.
Babypuder hat bei der Vergesellschaftung nicht zu suchen. Die Überlagerung des Geruchs des neuen Degus wirkt nur kurzweilig und ersetzt keine Vergesellschaftung – das neue Tier hat kurzfristig einen neutralen Geruch jedoch kommt der Eigengeruch schnell zurück und in diesem Moment wird es als Eindringling empfunden. Daher kann es bei dieser „hopp und rein“ Methode zu schweren oder tödlichen Kämpfen kommen. Andere Hausmittel sind ebenso zu vermeiden.
Wasser, Duftstoffe etc. Degus dürfen keinesfalls mit Wasser oder anderen Substanzen bespritzt werden! Auch waschen ist absolut tabu!
Die Panikbox – oder auch Kleinraummethode, ist eine gefährliche Variante die zu extremen Stress der Tiere führt und Tierschutzwidrig ist. Die Tiere werden in eine möglichst kleine Box (nicht gemeint ist hier eine Transportbox) gesteckt und in eine noch größere Angst-Stress-Situation versetzt, indem man sie z.B. stundenlang auf eine Waschmaschine stellt, die Box schüttelt oder andere Dinge. Das Ziel dieses Vorgehens soll sein, durch Stress und Todesangst die Tiere zu zwingen eine Gruppe als Schutz vor Fressfeinden und der unbekannten Situation zu bilden.
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