Farbvererbung und Genetik


Themen dieser Unterseite:

  • Farbvererbung bei Degus
  • Farbgenetik
  • Folgen von "Zucht" ohne Kenntnisse zur Genetik - Farbzucht

 

Farbvererbung

Die Vererbung der Gene von einer Generation zur nächsten ist nicht willkürlich und zufällig, sondern unterliegt festen Regeln. Der Augustinermönch Johann Gregor Mendel konnte Mitte des 19. Jahrhunderts durch experimentelle Kreuzungsversuche mit der Gartenerbse erstmals diese Gesetzmäßigkeiten der Vererbung belegen. 1865 veröffentlichte er die Ergebnisse aus seinen Kreuzungsexperimenten in seiner Arbeit „Versuche über Pflanzen Hybriden".

 

Aus den Ergebnissen seiner Experimente leitete Mendel die nach ihm benannten 3 „Mendelschen Gesetze" der Vererbung ab. Die Mendelschen Gesetze haben universellen Charakter, sie gelten für Pflanzen und Tiere. Die mendelschen Regeln beschreiben den Vererbungsvorgang bei Merkmalen, deren Ausprägung von nur einem Gen bestimmt wird.

 

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Farbvererbung bei Degus als Tabelle | 2021
Eine Zusammenfassung der Agouti Farbvererbung, Ergebnisse jeder Verpaarung verschiedener Farben und deren Vererbung.
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Farbgenetik

Als Genotyp bezeichnet man die Gesamtheit aller Erbanlagen eines Individuums, der Phänotyp ist das äußere Erscheinungsbild.

 

Genocode bei Degus:

 

(A/- B/- C/- D/- E- w/- ) 

 

A-Lokus / A (Agouti)

Der A-Lokus entscheidet ob Agouti-Fell oder Non-Agouti-Fell, es bildet die Basis für alle anderen Farben.

 

Genotyp AA oder Aa: wildfarbene Tiere

Genotyp a/a: schwarze Tiere

 

Genotyp A/A D/D E/E bzw. A/- D/- E/-: (Agouti reinerbig)

Ein Degu hat am D-Locus die Allelkombination D/D und am E-Locus die Allelkombination E/E d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom D&E-Locus festgelegten Farben auf.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des Normalallels A/- D/- E/-. Die Anlage für die Fellfarbe (blue agouti/blau oder rot, sand, cream) liegt nicht vor. Es handelt sich um ein Agouti Degu ohne Farbträgereigenschaften.

 

B-Lokus / B (schokoladenbraun)

Der B-Lokus erzeugt die Farbe(n) Chocholate/Schokoladenbraun/Zimt und in Kombination mit anderen Loki weitere Farben. Damit dieser Genort einen Einfluss auf die Fellfarbe ausüben kann, ist es nötig, dass am E-Genort mindestens ein E-Allel vorliegt.

 

Genotyp B/B: (kein Schokofarbenes Degu oder Schokoträger)

Ein Degu hat am B-Locus die Allelkombination B/B, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom B-Locus festgelegten Farben (schoko, zimt, braun) auf.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des Normalallels B. Die Anlage für die Fellfarbe schoko/zimt liegt nicht vor.

 

Genotyp B/b: (Schokoträger/SchokoT)

Ein Degu hat am B-Locus die Allelkombination B/B, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom B-Locus festgelegten Farben (schoko, zimt, braun) auf.

Er gibt aber die Anlage für diese Fellfarben mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an seine Nachkommen weiter.

  • Das Tier ist mischerbiger Träger des für die Fellfarbe schoko/zimt verantwortlichen Allels b und des Normalallels B. Wegen des rezessiven Erbganges prägt das Tier selbst nicht die Fellfarbe schoko/zimt aus. Die Anlage für die Fellfarbe schoko/zimt (b) wird mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt 

Genotyp b/b: zimtfarbene oder braune Tiere

Ein Degu mit der Allelkombination b/b am B-Lokus bewirkt, dass der Degu kein schwarzes Pigment (Eumelanin) ins Haar einlagern kann, sondern nur helleres Pigment (das so genannte Phäomelanin). 

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des für die Fellfarbe schoko/zimt verantwortlichen Allels b. Die Anlage für die Fellfarbe schoko/zimt wird mit einer 100%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt. 

 

C-Lokus / C (Colour)

Der C-Lokus unterdrück die Ausbildung sämtlicher Pigmente und erzeugt somit Albinismus und alle Variationen die mithilfe des C-Lokus und entsprechenden weiteren Genen gebildet werden.

 

Genotyp c/c: albinotische Tiere

 

D-Lokus / Dilution (Farbverdünnung)

Der D-Lokus erzeugt die Farbe(n) Blau, Blue (Agouti) und in Kombination mit anderen Loki weitere Farben.

 

Genotyp D/D: (kein Blaufarbenes Degu oder Blauträger)

Ein Degu hat am D-Locus die Allelkombination D/D, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom D-Locus festgelegten Farben (blue agouti, grau, silber) auf.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des Normalallels D. Die Anlage für die Fellfarbe blue agouti/blau liegt nicht vor.

 

Genotyp D/d: (Blauträger/BT)

Ein Degu hat am D-Locus die Allelkombination D/d, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom D-Locus festgelegten Farben (blue agouti, grau, silber) auf.

Er gibt aber die Anlage für diese Fellfarben mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an seine Nachkommen weiter.

  • Das Tier ist mischerbiger Träger des für die Fellfarbe blue agouti/blau verantwortlichen Allels (d) und des Normalallels D. Wegen des rezessiven Erbganges prägt das Tier selbst nicht die Fellfarbe blue agouti/blau aus. Die Anlage für die Fellfarbe blue agouti/blau (d) wird mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt.

 

Genotyp d/d: (Blaufarbenes Degu)

Ein Degu mit der Allelkombination d/d am D-Lokus, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen die vom D-Locus festgelegten Farben (blue agouti, grau, silber) auf.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des für die Fellfarbe blue agouti/blau verantwortlichen Allels (d). Die Anlage für die Fellfarbe blue agouti/blau wird mit einer 100%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt.

 

E-Lokus

Der E-Lokus erzeugt die Farbe(n) Sand, Rot und in Kombination mit anderen Loki weitere Farben.

 

Genotyp E/E: (kein Sandfarbenes Degu oder Sandträger)

Ein Degu hat am E-Locus die Allelkombination E/E, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom E-Locus festgelegten Farben (rot, sand, cream) auf.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des Normalallels E. Die Anlage für die Fellfarbe rot/sand liegt nicht vor.

 

Genotyp E/e: (Sandträger/ST)

Ein Degu hat am E-Locus die Allelkombination E/e, d.h. das Fell weist in den pigmentierten Bereichen nicht die vom E-Locus festgelegten Farben (rot, sand, cream) auf.

Er gibt aber die Anlage für diese Fellfarben mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an seine Nachkommen weiter.

  • Das Tier ist mischerbiger Träger des für die Fellfarbe rot/sand verantwortlichen Allels e und des Normalallels E oder EM. Wegen des rezessiven Erbganges prägt das Tier selbst nicht die Fellfarbe rot/sand aus. Die Anlage für die Fellfarbe rot/sand (e) wird mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt.

 

Genotyp e/e: (Sandfarbenes Degu)

Ein Degu mit der Allelkombination e/e am E-Lokus bewirkt, dass der Degu kein schwarzes Pigment (Eumelanin) ins Haar einlagern kann, sondern nur helleres Pigment (das so genannte Phäomelanin). Dieses Phäomelanin kann von rötlich über gelblich bis hin zu weißlich-creme alle möglichen Farbstufen haben.

  • Das Tier ist reinerbiger Träger des für die Fellfarbe rot/sand verantwortlichen Allels E. Die Anlage für die Fellfarbe rot/sand wird mit einer 100%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen vererbt.

 

dominant-rezessiver Erbgang

Degu Farbvererbung Genetik Tabelle mit Fellfarben

DIE MENDELSCHEN REGELN

Wikipedia Link (H. Frederik Nijhout: Der Kontext macht’s!. Spektrum der Wissenschaft, April 2005, ISSN 0170-2971, S. 70–77.)

 

Die Uniformitätsregel oder Reziprozitätsregel gilt, wenn zwei Eltern (Parentalgeneration P) miteinander verpaart werden, die sich in einem Merkmal unterscheiden, für das sie beide jeweils homozygot (reinerbig) sind. Ein Paar mit zwei gleichen Allelen nennt man homozygot oder reinerbig. Die Nachkommen der ersten Generation (Tochtergeneration F1) sind dann uniform, d. h. bezogen auf das untersuchte Merkmal gleich. Dies gilt sowohl für den Phänotyp als auch für den Genotyp, welcher bei allen Nachkommen der ersten Generation heterozygot (mischerbig) ist. Ein Paar mit ungleichen Erbanlagen nennt man heterozygot oder mischerbig.

 

Degus haben demnach den dominant-rezessiven Erbgang. Bei der dominant-rezessiven Form der Vererbung setzt sich das dominante Allel gegenüber dem rezessiven Allel durch. Als Genotyp bezeichnet man die Gesamtheit aller Erbanlagen eines Individuums, der Phänotyp ist das äußere Erscheinungsbild.

 

Beim dominant-rezessiven Erbgang haben alle Mitglieder der F1-Generation denselben Phänotyp wie ein Elternteil.

 

Beispiel: Bei Degus ist die Agouti Fellfarbe dominant gegenüber der Blauen/Sandfarbenen, die Anlage für die blaue/sandfarbene Fellfarbe wird daher als rezessiv bezeichnet. Wenn reinerbige Agouti und reinerbige Blaue/Sandfarbene Individuen gekreuzt werden, haben alle Mitglieder der F1-Generation ein Allel für die blaue/sandfarbene Fellfarbe und ein Allel für die Agouti Fellfarbe vererbt bekommen, sie sind heterozygot. Trotzdem haben sie alle die Agouti Fellfarbe, weil Agouti gegenüber Blau/Sandfarben dominant ist.

 

Die Spaltungsregel oder Segregationsregel gilt, wenn zwei Individuen gekreuzt werden, die beide gleichartig heterozygot sind, also z. B. zwei Degus, die für die blaue oder sandfarbene Fellfarbe Erbanlagen haben. Das kann etwa die F1-Generation des vorherigen Abschnitts sein. In Beschreibungen der mendelschen Regeln werden die Nachkommen einer solchen Heterozygoten-Kreuzung daher als Enkel- oder zweite Filialgeneration (F2) bezeichnet. Die Nachkommen aus dieser Paarung sind untereinander nicht mehr uniform, sondern spalten sich sowohl im Genotyp als auch im Phänotyp auf.

 

  • Handelt es sich um eine dominant-rezessive Vererbung, so sind durchschnittlich ein Viertel der F2-Individuen reinerbig mit zwei rezessiven Erbanlagen und zeigen eine entsprechende Merkmalsausprägung (z. B. Blau oder Sandfarben). Die anderen drei Viertel zeigen im dominant-rezessiven Erbgang den Phänotyp der dominanten Erbanlage. Diese drei Viertel setzen sich zusammen aus reinerbigen (ein Viertel) und mischerbigen (zwei Viertel) Individuen. Insgesamt besteht also im Phänotyp ein Verhältnis von 3:1, im Genotyp eines von 1:2:1.

 

Für alle die mehr Interesse an der Anatomie eines Degus haben empfehle ich die Inaugural-Dissertation von Barbara Gneiser, München 2006, Abdominale Sonographie beim Degu (Octodon degus, Molina 1782).

 

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Folgen von "Zucht" ohne Kenntnisse zur Genetik - Farbzucht

Genetische Missbildungen durch Unwissenheit

Die erste echte Farbmutation trat ca. 1998 in Holland mit den sogenannten Silber Degus oder Blauen Degus auf (Sporon A., Mettler M., 2002). 

 

Diese steigende Popularität zog weitere unschöne Folgen nach sich: Baumärkte nahmen Degus in ihr Sortiment auf und durch die stetige Vermehrung häuften sich bald blaue Farbmutationen. So wird nicht nur die Nachfrage nach farbigen Degus größer, sondern auch Schecken rücken mehr in den Fokus der Begierde unwissender Tierhalter.

 

Das gerade bei solchen Farbmutationen eine Vermehrung gefördert wird, die negative Konsequenzen auf die Gesundheit und den Charakter nachfolgender Degugenerationen haben könnte, ist vermutlich den wenigsten bewusst. Viele Züchter oder "ich wollte mal Degu Babys weil meine Degus so toll sind - Vermehrer" sind bestrebt, durch Kreuzung von Tieren verschiedener Farbe, deren Merkmale miteinander zu kombinieren, z. B. den Farbschlag mit einem anderen Farbschlag zu verbinden. Dies erfordert jedoch nicht nur eine durchdachte Planung darüber welche Tiere miteinander zu verpaaren sind, sondern auch Grundkenntnisse in der so genannten „klassischen Genetik".

Die Folgen einer solchen Zucht mit schlechter Selektion (bzw. mit falschen Zuchtschwerpunkten) wird folgen haben. Geringere Lebenserwartung, Erbkrankheiten und eine schlechte Sozialverträglichkeit unter Artgenossen könnten mögliche Folgen sein. 

  

Die Genetik ist die Wissenschaft, die untersucht, wie bestimmte Merkmale, dass heißt die Gene, die für die Ausprägung dieser Merkmale verantwortlich sind, von einer Generation auf die nächste vererbt werden und wie die Informationen, die in den Genen verschlüsselt sind, umgesetzt werden.

 

Zu viel Verwandtschaft kann tödlich enden. Wenn Geschwister, Vettern und Cousinen Nachwuchs bekommen, ist dieser meist krankheitsanfälliger, weniger fruchtbar und häufiger missgebildet. Das Inzucht zu mehr Krankheiten und Unfruchtbarkeit führt, ist aus Laborversuchen und der Tierzucht bekannt. Nicht ohne Grund riskieren zoologische Gärten den Unmut der Öffentlichkeit und töten Tiere eher, als Paarungen naher Verwandter zuzulassen.

 

Inzuchtschäden

  • schwächeres Immunsystem
  • geringere Größe
  • verfeinerter Knochenbau
  • spärlicher Haarwuchs
  • Pigmentverlust
  • verminderter Geschlechtstrieb
  • Unfruchtbarkeit
  • verzögerte Entwicklung von Nachwuchs
  • fehlende Gelenkpfannen
  • ausgeprägte Glaukombildung
  • Gleichgewichtsstörungen

Fazit:

 

Das gerade bei Farbmutationen bei denen eine unkontrollierte Vermehrung gefördert wird, kann negative Konsequenzen auf die Vitalität und den Charakter nachfolgender Degugenerationen haben. Die Folgen einer solchen Zucht mit schlechter Selektion (bzw. mit falschen Zuchtschwerpunkten) kann nur erahnt werden. Geringere Lebenserwartung, Erbkrankheiten und eine schlechte Sozialverträglichkeit unter Artgenossen könnten mögliche Folgen sein.

 

Anfälligkeiten für Krankheiten oder vererbte Gendefekte werden nicht durch die Fellfarbe hervorgerufen sondern durch Inzucht, falsche Ernährung, falsche Haltung und unzureichende Selektion der Elterntiere ~ es ist daher ein Irrglaube das die Fellfarbe einen Einfluss auf die Gesundheit hat.

 

Gezielte Förderung einer seriösen Zucht, welche auf gesunden Zuchtlinien basiert und durch entsprechendes, solides Fachwissen des Züchters, welches sich nicht nur auf Forenwissen und Infos aus dem Internet, sondern hauptsächlich auf Erfahrungen von professionellen Züchtern und Fachliteratur stützt, ermöglicht die Chance gesunde Zuchtlinien zu etablieren. Es wird deutlich, dass man ohne Kenntnisse von Vererbung, Genetik, etc. das Züchten den Menschen, die sich mit Genetik auskennen und ihre Tiere artgerecht halten, überlassen sollte. 

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